Baldige und wirksame Maßnahmen zur Unterstützung der Kinder, die trotz aller Präventionserfolge nach wie vor massive Zahnschäden haben, fordert der Deutsche Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) anlässlich der Vorstellung einer bundesweiten Studie zur Mundgesundheit in Deutschland (DMS IV). Der zahnärztliche Verband betrachtet mit Sorge die schlechten Startbedingungen dieser Kinder. Sie machen immerhin ca. 10% der jeweiligen Altersgruppe aus und kommen meist aus Familien mit finanziellen und/oder sozialen Schwierigkeiten.
Seit Jahren hat der DAZ immer wieder darauf hingewiesen, dass von vielen Eltern die Mundgesundheit ihrer Kinder vernachlässigt wird. Dabei ist die Mundgesundheit nicht ein Nebenaspekt der allge-meinen Gesundheit, sondern – wie der Slogan „Gesund beginnt im Mund“ aussagt – ein wichtiger Teil derselben. Kranke Zähne können schlimme Schmerzen und weitere Erkrankungen verursachen und ein Kind in seiner Entwicklung erheblich beeinträchtigen. Zudem kann ein schadhafter Zahn nicht wieder heilen – kariöse Milchzähne sind wegen der Ansteckungsgefahr eine Bedrohung für das bleibende Gebiss, und jeder verlorene bleibende Zahn ist ein Verlust fürs Leben.
Die Forderungen des DAZ nach der Schaffung von Strukturen zur Erfassung des Status der kindlichen Mundgesundheit und nach Verpflichtung der Eltern, für die Sanierung festgestellter Schäden Sorge zu tragen, wurden regelmäßig unter Hinweis auf Elternrechte und post_datenschutz zurückgewiesen. Die jüngst nach einigen spektakulären Fällen von Vernachlässigung und Misshandlung aufgekommene Debatte mit einigen radikalen Vorschlägen, wie obligaten Vorsorgeuntersuchungen, an die die Kindergeldzahlung gekoppelt werden soll, veranlasst den DAZ dazu, an seine alten Forderungen zu erinnern.
Durch die traurigen Ereignisse scheint es nun in das öffentliche Bewusstsein gelangt zu sein, dass dem Staat eine Fürsorgepflicht für Kinder zukommt, die notfalls auch ohne oder sogar gegen den Elternwillen zu erfüllen ist. Zwangsmassnahmen sollten sicher nur das allerletzte Mittel sein; bisher ist kein auch nur annähernd flächendeckendes Für- und Vorsorgeangebot vorhanden, bei dessen Nichtannahme Sanktionen verhängt werden könnten. Für die Verbesserung eben dieser Für- und Vorsorge – niedrigschwellig, aufsuchend und evtl. sogar „nacheilend“, speziell an den Bedürfnissen sozialer Randgruppen orientiert – hat sich der DAZ immer eingesetzt.
Wir brauchen lückenlose Reihenuntersuchungen und Prophylaxeerziehung. Die Ergebnisse der Reihenuntersuchungen müssen erfasst und notwendige Behandlungen durchgeführt werden. Um diese Behandlungen auch für vernachlässigte Kinder sicherzustellen, müssen organisatorische Abläufe geschaffen werden, die eine Behandlung zur automatischen Folge eines festgestellten Schadens machen. Darüber hinaus sollten Anreizsysteme etabliert werden, die sich an die Kinder richten.
Es kann auf Dauer nicht hingenommen werden, dass – wie Untersuchungen bei der Einschulung gezeigt haben – über 30% der Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen sanierungsbedürftige Gebisse haben, die in der Folge nicht behandelt werden. Getreu dem Motto des diesjährigen Weltkindertages ist zu postulieren: „Kinder haben Rechte“ – auch das Recht auf gesunde Zähne!
Weitere Informationen:
Dr. Celina Schätze, Stellv. DAZ-Vorsitzende
Tel. 030/8264232, Fax 030/89735295,
Mail celina.schaetze@web.de