Beim Jahreskongress der Academy of Operative Dentistry (AOD), der Ende Februar parallel zum Midwinter Meeting in Chicago stattfand, gehörten in diesem Jahr zur Riege der üblicherweise international renommierten Referenten zwei Deutsche: Prof. Dr. Gottfried Schmalz von der Universität Regensburg und Dr. Dr. Rüdiger Osswald, Arzt und Zahnarzt, niedergelassen in München. Nach Prüfung seiner Referenzen hatte der Wissenschaftsbeirat der AOD Osswald für würdig befunden, eine „lecture of excellence“ zu halten.
Fast 500 Teilnehmer aus mehreren Ländern verfolgten am 26.02.2015 den auf Englisch gehaltenen Vortrag. Wegen der auf eine Zeitstunde terminierten Redezeit beschränkte sich Dr. Osswald auf die Endodontie als elementar wichtigem Therapiegebiet der Zahnerhaltung. Der Vortragstitel „Des Kaisers neue Kleider“ signalisierte bereits Osswalds Einschätzung der Entwicklung der Wurzelkanalbehandlung: Während vielfach große Fortschritte gepriesen werden, zeigt sich doch bei näherem Hinsehen, dass von bahnbrechenden neuen Erkenntnissen kaum die Rede sein kann und manches – so Osswald – eher als Rückschritt zu werten ist.
Als bester Vortrag des Kongresses wurde von den Zuhörern die Vorlesung des Münchner Zahnarztes gewertet und hat ihm bereits weitere Einladungen eingebracht. Auch wer nicht teilnehmen konnte, hat dank eines Videomitschnittes die Möglichkeit, sich nachträglich zu informieren – siehe http://youtu.be/AzguCVxb_Ko.
Auch schriftliche Informationen sind verfügbar, auf der BVAZ-Website unter www.bvaz.de.
Wer sich mit Osswalds Thesen zur indikationsgerechten Endo-Therapie lieber auf Deutsch beschäftigen möchte, wird im FORUM-Archiv fündig. Denn bereits 2005 (DAZ-Forum 86) hat Dr. Osswald seine Thesen in der DAZ-Zeitschrift dargestellt. In den letzten Jahren war die Endodontie nahezu ein Dauerthema in dem inzwischen von DAZ und BVAZ – Berufsverband der Allgemeinzahnärzte – herausgegebenen und in FORUM FÜR ZAHNHEILKUNDE umbenannten Medium. Der Jahrgang 2014 (FORUM 118 – Forum 121) enthält unter der Überschrift „Die indikationsgerechte Behandlung der bakteriellen Endodontitis“ eine fünfteilige Serie. BVAZ-Geschäftsführer Dr. Osswald stellt darin systematisch sein „Timbuktu-Protokoll” dar. Vom Stadium des erkrankten, aber noch vitalen Zahnes bis zur komplizierten Gangrän schildert er die jeweilige klinische Situation, seine bevorzugte Aufbereitungs- und Wurzelkanalfüllungstechnik, sein benutzes Instrumentarium und Material und ergänzt seine Ausführung mit praktischen Tipps und Tricks.
Die endodontische Behandlung ist ein Thema von hoher fachlicher, aber auch berufs- und gesundheitspolitischer Bedeutung, weshalb DAZ und BVAZ 2011 gemeinsam einen Aufruf zur „Verbesserung der endodontischen Breitenversorgung“ herausgaben.
Als Lektüre empfohlen sei in diesem Zusammenhang auch das Basis-Endo-Konzept des DAZ, siehe http://daz-forum.org/ueber-uns/positionspapier/daz-konzept-fuer-endodontische-basistherapie/