DAZ-Tagung am 13.10.2001 in Berlin:

Ganzheitliche Zahnmedizin kritisch betrachtet

Köln, 23. August 2001

Der Deutsche Arbeitskreis für Zahnheilkunde
(DAZ) im NAV-Virchow-Bund, ein zahnärztlicher Berufsverband, veranstaltet am
13.10.2001 in Berlin seine Jahrestagung. Am Vormittag wird sich Dr. Felix
Blankenstein von der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik und Alterszahnmedizin
der Charité Berlin unter dem Thema "Ganzheitliche Zahnmedizin: Zur Kritik einer
Weltanschauung zwischen Praxisalltag und Marketing" mit Entwicklungen neben bzw.
am Rande der sogenannten "Schul-Zahnmedizin" auseinandersetzen.

Unter Begriffen wie "ganzheitlich", "natürlich", "sanft", "alternativ" usw.
werden in der Medizin im allgemeinen, zunehmend aber auch in der Zahnheilkunde,
Methoden eingesetzt, denen wissenschaftliche Wirksamkeitsbelege fehlen. Es gibt
eine wachsende Nachfrage von Patienten nach solchen Verfahren und ein steigendes
Interesse von Zahnärzten, durch entspr. Angebote Patienten an sich zu binden und
privat zu zahlende Extraleistungen zu offerieren. Der einzelne Behandler steht
vor der Frage, wie er mit diesem Trend und mit den Menschen umgeht, die mit dem
Wunsch nach ganzheitlicher Behandlung oder auch mit den Problemen nach einer
solchen ratsuchend zu ihm kommen.

Dr. Blankenstein hält eine pauschale Unterteilung in miteinander unvereinbare
"Schul"- und "Ganzheits- oder "Alternativmedizin" für wenig sinnvoll. Auf der
einen Seite gehören viele der jetzt neu vorgestellten Vorgehensweisen seit jeher
zum (schul-)medizinischen Handwerkszeug, auf der anderen setzen Vertreter der
Ganzheitsheilkunde vielfach Apparaturen und invasive Methoden ein, die in
krassem Widerspruch zu ihrer Ablehnung der als zu eingreifend und als seelenlose
Apparatemedizin kritisierten Schulmedizin stehen.

Dr. Blankenstein wird die Selbstdarstellung und Selbstbegründung sowie einige
Methoden der Ganzheitsmedizin kritisch hinterfragen und hierzu Fallbeispiele
vorstellen. Neben Anregungen zum Umgang mit entsprechenden Therapieergebnissen
oder -empfehlungen erörtert er die Rolle psychosomatischer Erkrankungen. Gern
können die Tagungsteilnehmer in der Diskussion auch eigene Erfahrungen und Fälle
einbringen. Eine Konsequenz der Veranstaltung bzw. der Beschäftigung mit den
alternativen Strömungen dürfte auf jeden Fall sein: Im Praxisalltag und in der
Öffentlichkeit sollten Zahn-ärzte sich, um irrationalen Heilserwartungen und
unseriösen Behandlungsangeboten entgegenzuwirken, stärker als ganzheitlich
orientierte Mediziner mit Kenntnissen aus verschiedenen ärztlichen Dis-ziplinen
bis hin zu Psychosomatik und Psychologie darstellen. Ganzheitlichkeit und
Wissenschaftlichkeit sind keine Gegensätze.

Am Nachmittag des 13.10.2001 folgt ab 14.00 Uhr die DAZ-Jahreshauptversammlung,
zu deren öffent-lichem Teil auch Nicht-Mitglieder willkommen sind. Ausgiebig
wird die aktuelle berufspolitische Si-tuation – und hier besonders die zu
erwartende Neustrukturierung des Kassenleistungskataloges BEMA – diskutiert
werden. Sowohl dieses Thema als auch der Fachvortrag am Vormittag dürften
interessant werden.

Weiteres über die DAZ-Tagung erfahren Sie bei der

DAZ-Geschäftsstelle im NAV-Virchow-Bund
Belfortstr. 9, 50668 Köln
Tel. 0221/973005-45, Fax 0221/7391239
E-Mail kontakt@daz-web.de

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