Die Zahnärzte folgen in der Praxis nicht immer der herrschenden Lehrmeinung

Ergebnisse einer Umfrageaktion des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde

Troisdorf, 18. März 2011

Mit diesem Resümee stellte die Vorsitzende des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde (DAZ), Dr. Celina Schätze, die Ergebnisse der Studie „Die Praxis der Endodontie zwischen Hochschule, Wirtschaftlichkeit und Verantwortung" vor, die gemeinsam mit der Brendan-Schmittmann-Stiftung erarbeitet wurde. Sie basiert auf den Ergebnissen einer schriftlichen Befragung mit Hilfe eines online und über verschiedene Zeitschriften verbreiteten Fragebogens. Die Studie ist Teil einer Kampagne des DAZ zur Sicherung einer ausreichenden und wirtschaftlichen endodontischen Therapie (Wurzelkanalbehandlung) für alle Bevölkerungsgruppen.

Nach Ansicht von Frau Dr. Schätze steht die Kontroverse um das rechte therapeutische Maß in der Endodontie in einer Reihe mit ähnlichen Kontroversen in anderen Therapiebereichen, wo eine High-end- und Spezialistenperspektive sich zu verselbstständigen und zu verabsolutieren droht – mit fraglichem Bezug zum Gesundheitsnutzen der Patienten. In der Endodontie geht es grundsätzlich darum, einen – oftmals in seinem Inneren bereits stark entzündeten – Zahn, dessen Pulpa (bestehend aus dem Zahnnerv, Bindegewebe, Blut- und Lymphgefäßen) nicht mehr vital erhalten werden kann, innerlich so zu reinigen und dicht abzufüllen, dass eine Infektion des angrenzenden Knochens erst gar nicht entsteht oder gestoppt wird, der Zahn wieder stabilisiert wird und im günstigen Fall noch viele Jahre bis Jahrzehnte funktionsfähig bleibt.

Die statistische Auswertung von 1022 beantworteten Fragebogen verdeutlicht, dass die Zahnärzte manchen Ungereimtheiten der herrschenden Endodontie-Lehrmeinung, auf die in der Befragung speziell gezielt wurde, mit Erfahrung und Logik entgegentreten. Folgende Aussagen lassen sich u. a. hervorheben:

·        Seitens der Hochschulen wird generell gefordert, durch das Anlegen einer Gummimembran (Kofferdam) das Eindringen von Erregern aus dem Mundraum in den zu behandelnden Zahn zu verhindern. Dabei ist ein gangränöser Wurzelkanal, dessen Pulpa entzündungsbedingt abgestorben ist, ohnehin mit unzähligen Keimen verseucht. Wenn er mit Hilfe der endodontischen Aufbereitungsmethoden erfolgreich gesäubert werden kann, leuchtet es nicht ein, dass ausgerechnet die Infektion aus dem Mundraum das Behandlungsergebnis gefährden soll. Wohl aus diesem Grund wird Kofferdam, dessen Einbringung manchmal sehr aufwändig sein kann, von den befragten Zahnärzten situationsbezogen und nicht generell bei jeder Behandlung eingesetzt.

·        Eine bemerkenswerte Anzahl der Befragten benutzt, wenn die vollständige mechanische Reinigung des Kanalsystems nicht möglich ist, ein potentes Desinfektionsmittel mit einem breiten Spektrum wie CHKM (Monochlorphenol-Kampfer-Menthol), von „offizieller" Seite als obsolet bezeichnet, und nicht das schwach wirksame, „offiziell" empfohlene Ca(OH)2 (Calciumhydroxid).

·        Ebenso scheinen die befragten Zahnärzte ausreichende Zugangsmöglichkeiten für das Desinfektionsmittel für nötig zu halten und einen Abtrag von infizierter Substanz auch an der Wurzelspitze anzustreben, denn viele von ihnen bereiten tiefer auf, als gelehrt wird.

Aus den Antworten wird auch deutlich, dass viele Zahnärzte zusätzliche Hilfsmittel und Methoden einsetzen, die im Bundeseinheitlichen Bewertungsmaßstab (BEMA) nicht vorgesehen sind, und dass sie diese nicht zusätzlich in Rechnung stellen. Das ist ehrenhaft, aber nicht einzufordern. Nur eine knappe Mehrheit sieht sich noch in der Lage, endodontische Behandlungen zum BEMA-Honorar durchzuführen. Das hat zur Folge, dass Wurzelkanalbehandlungen zunehmend nur noch mit privaten Zuzahlungen angeboten werden und damit der Erhalt eigener Zähne vom Geldbeutel des Patienten abhängig wird.

Die vollständige Studie kann gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro übers Internet (www.nav-virchowbund.de, Rubrik „Stiftung") oder über Tel. 030/288774126 bei der Brendan-Schmittmann-Stiftung in Berlin bestellt werden.
 

Weitere Infos:

Dr. Celina Schätze, DAZ-Vorsitzende – celina.schaetze@web.de

Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) e.V.

Kaiserstr. 52, 53840 Troisdorf

Tel. 02241/9722876, Fax 02241/9722879

Mail kontakt@daz-web.de, Internet www.daz-web.de

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