Der Deutsche Ärztetag hat sich für ärztliche Verbrechen während des Nationalsozialismus entschuldigt

Eine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit fordert der DAZ auch von den zahnärztlichen Standes- und Fachorganisationen

Troisdorf, 20. September 2012

Beim 115. Deutschen Ärztetag in Nürnberg haben die höchsten Gremien der deutschen Ärzteschaft einstimmig ihre „Nürnberger Erklärung" zu Verbrechen von Ärzten im Nationalsozialismus verabschiedet. Hierin wird „die wesentliche Mitverantwortung von Ärzten an den Unrechtstaten der NS-Medizin" anerkannt. Die deutsche Ärzteschaft bittet die Opfer und ihre Angehörigen um Verzeihung und verpflichtet sich, die weitere Aufarbeitung der Beteiligung von Ärzten an NS-Verbrechen zu fördern.

Der Deutsche Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) e.V. begrüßt dieses eindeutige Bekenntnis. Besondere Beachtung verdienen die Feststellungen, dass es keineswegs nur um Fehlverhalten einzelner Ärzte ging und dass nicht nur auf Befehl höherer Instanzen gehandelt wurde, sondern dass vielmehr hochrangige Vertreter der verfassten Ärzteschaft, der medizinischen Fachgesellschaften und medizinischer Forschungseinrichtungen eine aktive und führende Rolle bei den von Medizinern begangenen Menschenrechtsverletzungen einnahmen.

Bisherige Forschungen haben ergeben, dass auch Zahnärzte während der NS-Zeit an Verbrechen und Unrechtshandlungen verschiedener Art beteiligt waren und dass sich wie bei den Ärzten führende Vertreter der Zahnärzteschaft und wissenschaftliche Gesellschaften willfährig in den Dienst des Regimes gestellt haben. Die kritische Aufarbeitung der Rolle der zahnärztlichen Standesorganisa­tionen im Nationalsozialismus ist noch nicht sehr weit gediehen. Insbesondere der große Dachverband der wissenschaftlichen Gesellschaften, die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), hat das 150jährige Bestehen im Jahr 2009 und den Rückblick auf die Geschichte nicht genutzt, um die auch hier fällige Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit anzugehen.

Der Deutsche Zahnärztetag im November 2012 in Frankfurt, den die BZÄK, KZBV und DGZMK gemeinsam ausrichten, bietet eine Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen. Der DAZ würde es befürworten, wenn der Zahnärztetag sich zu einer vergleichbaren Entschließung wie der Deutsche Ärztetag verstehen und im Rahmen seiner zahlreichen Veranstaltungen der Information zum Thema „Zahnmedizin und Zahnärzte im Nationalsozialismus" breiteren Raum geben würde.

  Kontakt:   Dr. Celina Schätze, DAZ-Vorsitzende, E-Mail celina.schaetze@web.de

Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) e.V.

Kaiserstr. 52, 53840 Troisdorf,  Tel. 02241/97228-75, Fax 02241/97228-79

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