Wie geht es weiter mit der zahnmedizinischen Versorgung?

Diskussion mit KZBV-Chef Fedderwitz bei DAZ-VDZM-Tagung in Frankfurt

Köln, 30. März 2004

Die Zahnmedizin, heiß umstritten bei der letzten Gesundheitsreform, erlebt derzeit gravierende Veränderungen, deren Auswirkungen auf die Patienten, aber auch auf die Zahnärzte, noch nicht vollständig einzuschätzen sind. Der Deutsche Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) und die Vereinigung Demokratische Zahnmedizin (VDZM) wollen sich bei ihrer Frühjahrstagung in Frankfurt mit der aktuellen Situation und der Entwicklung in den nächsten Jahren beschäftigen. Aufschlussreiche Aussagen hierzu sind zu erwarten vom Referenten des gesundheitspolitischen Vormittags Dr. Jürgen Fedderwitz, dem amtierenden Vorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV). Dr. Fedderwitz wird Stellung nehmen zu den auf die zahnärztliche Selbstverwaltung zukommenden Konsequenzen des GKV-Modernisierungsgesetzes. Dabei dürfte auch der inzwischen durch Entsendung eines Staatskommissars gestoppte Versuch der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayern zur Sprache kommen, sich der Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften entgegenzustellen. Vor allem aber wird ein zentrales Thema die Weiterentwicklung des Versorgungssystems über 2005 hinaus sein. Seit Jahren plädieren immer wieder Vertreter der zahnärztlichen Spitzenorganisationen dafür, die zahnmedizinische Versorgung vollständig aus der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) herauszulösen, um so staatlichen Eingriffen wie z.B. Budgetierungen und Abwertungen zu entgehen und Honorarfragen allein zwischen Patient und Zahnarzt regeln zu können. Der DAZ sieht diese Zielsetzung sehr kritisch. Er befürchtet eine Zunahme von Über- und Unterversorgung zum Schaden vieler Patienten und gleichzeitig Nachfragerückgänge für viele Zahnarztpraxen. Seiner Ansicht nach sollten bestimmte zahnärztliche Leistungen auch zukünftig Teil der GKV und Sachleistung bleiben. Im Bereich des Zahnersatzes haben die Zahnärzte ab 2005 Gelegenheit, ein stärker liberalisiertes System auszuprobieren. Ab dann werden Zahnersatzleistungen durch eine eigenständige Pflichtversicherung finanziert und entsprechend einem noch zu definierenden befundorientierten Festzuschuss-Konzept bezuschusst. Nach den negativen Erfahrungen mit den Prothetik-Festzuschüssen unter Minister Seehofer ist zu hoffen, dass bei den derzeitigen Verhandlungen zwischen Kassen und Zahnärzten ein eindeutiges und von beiden Seiten akzeptiertes Konzept mit nachvollziehbaren Rahmenbedingungen entwickelt wird. Es sollte im Sinne einer Grundversorgung auch weiterhin allen Patienten eine befriedigende Wiederherstellung des Gebisses ermöglichen. Qualitätssicherung und Patientenschutz müssen gewährleistet sein, ohne die Praxen mit unnötiger Bürokratie zu belasten. Die Tagungsteilnehmer werden mit Interesse zur Kenntnis nehmen, welche Vorstellungen die KZBV zu dem Zuschuss-Konzept, aber auch zu Fragen der Qualitätssicherung in dem neuen System, erarbeitet hat. Nach Ansicht des DAZ ist mehr Liberalisierung in der zahnmedizinischen Versorgung nur verantwortbar, wenn gleichzeitig praxisgerechte und wirkungsvolle Anstrengungen zur Qualitätsverbesserung und Qualitätssicherung unternommen werden. Dabei sollten aus Sicht des zahnärztlichen Verbandes die Patienten stärker eingebunden werden. Im Rahmen der Frühjahrstagung wird der DAZ sein "Projekt Qualitätssicherung" vorstellen, das auf einen Katalog von Selbstverpflichtungen der Zahnärzte und das Feedback durch Patientenbefragungen setzt. Am Nachmittag schließt sich eine Fachfortbildung mit Prof. Dr. Willi-Eckart Wetzel, Direktor der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde der Universität Gießen, an. Der renommierte Kinderzahnheilkundler referiert über "Das frühe Milchzahntrauma und seine schwerwiegenden Folgen" und wird Vorbeugungs- und Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. Alle gesundheitspolitisch und fachlich Interessierten sind herzlich zu der Frühjahrstagung eingeladen. Weitere Informationen erhalten Sie bei der DAZ-Geschäftsstelle Irmgard Berger-Orsag Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ), Belfortstr. 9, 50668 Köln Tel 0221/973005-45, Fax 0221/7391239, Mail daz.koeln@t-online.de, Internet www.daz-web.de

Hinterlassen Sie eine Antwort