Fazit der DAZ-Jahrestagung:

DAZ wünscht Koalition noch mehr Mut zu Verbesserungen des Reformentwurfs

2. Oktober 1999

Bei der Jahrestagung des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde (DAZ) im NAV-Virchowbund am 2.10.1999 in Berlin diskutierte Gesundheitsministerin Andrea Fischer sachkundig und detailliert mit den überwiegend zahnärztlichen Teilnehmern die Reformabsichten der Regierung und Kritikpunkte und Alternativvorschläge von zahnärztlicher Seite.

Dabei konnte die Ministerin über einige kürzlich von der Koalition beschlossene Änderungsanträge berichten. So ist inzwischen die Mitbestimmung der Krankenkassen über die innerzahnärztliche Honorarverteilung vom Tisch; die Kassen sollen nur noch "ins Benehmen gesetzt" werden. Ebenfalls hat man erkannt, daß die Begrenzung auf GOZ-Faktor 2,3 bei außervertraglichen Adhäsiv-Füllungen absolut nicht aufwandsentsprechend ist. Neuerdings soll hier in der Übergangszeit bis zum Beschluß des Bundesausschusses Faktor 3,5 als Obergrenze angesetzt werden. Aufgeschlossen zeigte sich Andrea Fischer auch gegenüber der vom DAZ und von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) seit Jahren vorgebrachten Forderung, die Beteiligung der privaten Krankenversicherung an den Kosten der Gruppenprophylaxe, die auch privat versicherten Kindern und Jugendlichen zugute kommt, gesetzlich zu verankern.

Der DAZ begrüßt diese Vorhaben als Schritte in die richtige Richtung, mahnt jedoch weiterhin dringenden Veränderungsbedarf am Reform-Entwurf an. Die einseitige Verschiebung staatlicher Aufgaben zu den Krankenkassen, die als Verwalter eines Globalbudgets mit übermäßigen Rechten ausgestattet werden, bringt das System in Schieflage. Die Entrechtung der Leistungsträger, z.B. durch "professionalisierte Körperschaften" oder übermäßig einengende Mehrkostenregelungen, führt zum Verlust von Unrechtsbewußtsein. Eine höhere Regelungsdichte, mit noch mehr Sanktionen belegt, produziert lediglich neue und andere Umgehungsstrategien. Die Deckelung ausnahmslos aller Bereiche, auch der Prophylaxe, erschwert die von allen gewollte Umsteuerung zu einer präventions- und zahnerhaltungsorientierten Versorgung. Die in Aussicht gestellte Modernisierung von Leistungskatalog und Bewertungen ist nur dann ein Fortschritt, wenn betriebswirtschaftliche Kriterien Berücksichtigung finden und das gesetzliche Leistungsangebot den budgetierten Mitteln angepaßt wird.

Abschließend hob der DAZ-Vorsitzende Wolfram Kolossa hervor, daß der sachliche und konstruktive Dialog, wie jetzt bei der Tagung mit Frau Fischer erlebt, unbedingt weitergeführt werden müsse. Derzeit sei zu beobachten, daß verschiedene Beteiligte voneinander abgeschottet an Konzepten für die Zukunft arbeiten. Stattdessen brauche es einen großen "runden Tisch": mit Vertretern der Politik, der Kassen – und mit den gewählten Vertretern der Zahnärzteschaft. Nur gemeinsam sei eine sinnvolle Strukturreform zu verwirklichen.

 

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