Reformbaustelle Gesundheitswesen:

Zahnärzte diskutieren Zukunft der zahnmedizinischen Versorgung

Köln, 10. April 2003

Die derzeit äußerst kontrovers diskutierten Reformvorschläge für das Gesundheitswesen sowie die Entwicklung der zahnmedizinischen Versorgung aus wissenschaftlicher Sicht stehen im Mittelpunkt der Frühjahrstagung der zahnärztlichen Verbände Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) und Vereinigung Demokratische Zahnmedizin (VDZM) am 10. Mai 2003 in Frankfurt. Besondere Aktualität erhält die Veranstaltung durch den ebenfalls für Mai angekündigten Regierungsentwurf eines Gesundheitssystem-Modernisierungsgesetzes (GMG) und die gleichzeitige Vorstellung eines neu strukturierten zahnmedizinischen Leistungskataloges für gesetzlich Versicherte (BEMA). Diese wichtigen Reformvorhaben werden Hauptthemen des gesundheitspolitischen Vormittags mit Klaus Kirschner zu Beginn der Tagung sein.
Der SPD-Abgeordnete Klaus Kirschner, seit mehreren Jahren Vorsitzender des Bundestags-Gesundheitsausschusses, wird einen Überblick über das Regierungskonzept und die aktuelle Reformdebatte liefern. Dabei dürften für die Teilnehmer insbesondere die Regelungen interessant sein, die die zahnmedizinische Versorgung und die Rahmenbedingungen zahnärztlicher Arbeit betreffen. Zu letzteren gehören die geplanten Struktur- und Aufgabenveränderungen bei der Selbstverwaltung, neue Vorschriften für Fortbildung und Qualitätssicherung sowie die Liberalisierung des Vertragsrechts.
Noch ist völlig offen, ob es im Bereich Zahnmedizin Veränderungen auf der Leistungsseite geben wird. Die Opposition und einige Gesundheitsökonomen fordern die Ausgrenzung des Zahnersatzes bis hin zur Privatisierung der gesamten zahnmedizinischen Versorgung. Aus der Zahnärzteschaft kommen Vorschläge, einzelne oder alle Leistungsbereiche auf Festzuschüsse und Kostenerstattung umzustellen. Es wird interessant sein zu erfahren, wie die SPD mit solchen Konzepten umgeht und wie sie die Absicht, zu sparen, mit dem Solidarprinzip in Einklang bringt.
Auch am Nachmittag dürfte der gesundheitspolitische Hintergrund präsent sein, wenn Prof. Thomas Kerschbaum von der Universität Köln über die Entwicklung des zahnmedizinischen Versorgungsbedarfs referiert. Selbst bei optimistischen Annahmen wird in den nächsten zwei Jahrzehnten weiterhin ein breites Therapieangebot einschließlich Zahnersatz benötigt – die auch von Zahnärzten angestrebte Schwerpunktverlagerung auf Prophylaxe wird vorerst noch ein Wunschtraum bleiben.

Prof. Kerschbaum wird Forschungsergebnisse zu der Frage liefern, welche der inzwischen sehr vielfältigen prothetischen Versorgungsformen sich wie bewährt haben. Aus Sicht der Veranstalter sollten die Erkenntnisse der Wissenschaft genutzt werden, um Therapiemöglichkeiten zu beschreiben, die eine befriedigende Lösung für den Patienten darstellen und zugleich langlebig, wenig aufwändig und kostengünstig sind. Die Akteure im Gesundheitswesen sind gefordert, dafür zu sorgen, dass auch nach einer eventuellen Einschränkung der gesetzlichen Leistungen jedem Patienten Möglichkeiten zur Wiederherstellung seines Gebisses offen stehen. Ein funktionsfähiges und ästhetisch akzeptables Gebiss ist eine wesentliche Voraussetzung für Gesundheit und Lebensqualität.

Zahnärztliche Kollegen und alle übrigen Interessierten sind herzlich zu der Tagung eingeladen. Nähere Information erhalten Sie bei der

DAZ-Geschäftsstelle, Irmgard Berger-Orsag
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