Gruppenprophylaxe leistet wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Zahngesundheit

DAZ warnt vor Sparmaßnahmen zu Lasten der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Troisdorf, 22. September 2010

Seit gut zwei Jahrzehnten ist zahnmedizinische Gruppenprophylaxe in Kindergärten und Schulen gesetzlich verankert und trägt mit bei zum erfreulichen Rückgang der Karies bei Kindern und Jugendlichen. Diese positive Entwicklung darf nicht dazu verleiten, angesichts klammer öffentlicher Haushalte hier den Rotstift anzusetzen. Die Reduzierung oder gar Abschaffung kommunaler zahnärztlicher Dienste, wie aktuell in Hamburg angedacht, würde vor allem die Chancen von Kindern aus ärmeren Sozialschichten vermindern.

In diesen Tagen, rund um den 25. September, den bundesweiten Tag der Zahngesundheit, werden bei öffentlichen Aktionen und in den Medien auf sehr vielfältige Weise die Möglichkeiten zahnmedizinischer Prophylaxe dargestellt. Zentrale Erfolgsfaktoren sind neben Fluoridierungsmaßnahmen und Zahnversiegelungen die Gewöhnung an Mundhygiene und gesunde Ernährung schon ab den ersten Lebensjahren. Um möglichst alle Kinder, insbesondere die Kinder mit hohem Erkrankungsrisiko zu erreichen, wirken in fast allen Bundesländern im Rahmen von Landesarbeitsgemeinschaften für Jugendzahnpflege verschiedene Partner zusammen und tragen gesundheitserzieherische Programme, z.T. verbunden mit Reihenuntersuchungen und Fluoridanwendungen, in Vorschuleinrichtungen und Schulen. Wichtige Akteure sind dabei in einigen Regionen Zahnärzte und zahnmedizinische Fachangestellte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Gerade bei Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen, die oftmals trotz Bedarf nicht zum Zahnarzt gelangen, ist nachgehende Betreuung und die Zusammenarbeit des Zahnarztes mit kommunalen Stellen wie dem Sozial- und Jugendamt wichtig.

Dessen ungeachtet wurden in den letzten Jahren in verschiedenen Regionen die zahnärztlichen Dienste verringert. Auch der Hamburger Senat vermutet hier möglicherweise Sparpotentiale an ungeeigneter Stelle. So findet sich auf einer von Finanzsenator Carsten Frigge vorgestellten Liste mit Kürzungsvorschlägen vornehmlich im sozialen Bereich an hinterer Position, aber mit dem größten Einzelvolumen, die Streichung des schulärztlichen und schulzahnärztlichen Dienstes, die 4 Millionen Euro erbringen soll (Hamburger Abendblatt 08.09.2010). Heute wird bei einer Haushaltsklausur des Senates über die Liste beraten. Der Präsident der Hamburger Zahnärztekammer hat bereits in einem offenen Brief an Frigge gegen solche Planungen protestiert und auf die Bedeutung der Schulzahnärzte und ihrer Mitarbeiter für die Gruppenprophylaxe in Hamburg hingewiesen.

Wer sich für Kinder und Jugendliche, insbesondere aus benachteiligten Schichten, engagiert, kann nur vor der Abschaffung der schul(zahn)ärztlichen Angebote (und einiger weiterer gesundheits- und familienfördernder Leistungen auf der Hamburger Streichliste) sowie vor der andernorts z.T. beobachtbaren schleichenden Ausdünnung warnen.

Der Deutsche Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ), ein zahnärztlicher Berufsverband, hat seit jeher Vorfahrt für Prävention und wirksame Jugendzahnpflege in allen Bundesländern gefordert. DAZ-Vorsitzende Dr. Celina Schätze gibt zu bedenken, ob der Senat mit seinen Streichungen nicht sehr kurzsichtig handele, sogar entgegen der ökonomischen Vernunft. Denn was er heute an Kindern aus ärmeren Schichten einspare, müsse er morgen in mehrfacher Höhe als Träger der Sozialhilfe für teure Reparaturbehandlungen draufzahlen. Für die Berliner Zahnärztin, die die Finanznöte und Sozialstruktur der Stadtstaaten aus eigener Erfahrung kennt, hat ein gesunder Start der Kinder ins Leben erste Priorität. „Wer hier spart", so Schätze, „spart am falschen Ende".

Kontakt: Dr. Celina Schätze, DAZ-Vorsitzende

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