Unter- und Überversorgung

DAZ fordert Überarbeitung des zahnärztlichen GKV-Leistungskatalogs und in vielen Bereichen bessere Honorierung

Troisdorf, 25. Juni 2014

In Zusammenhang mit dem kürzlich erschienen „Zahnreport" der BARMER GEK ist eine Debatte um die Indikationen der innerhalb der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu erbringenden Wurzelkanalbehandlung (Endodontie) an Molaren aufgeflammt. Der deutsche Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) e.V., ein zahnärztlicher Berufsverband, setzt sich für eine generelle Leistungszusage der GKV für die Wurzelkanalbehandlung an Molaren und für die Abschaffung der bestehenden Indikationseinschränkungen ein. Dies verbunden mit der Forderung nach einer verbesserten Vergütung dieser meist aufwändigen und zeitintensiven Leistung. Die zurzeit gezahlten Honorare nötigen die Praxen zur Suche nach Zuzahlungsmöglichkeiten und zur Quersubventionierung. Die von vielen Kollegen und zahnärztlichen Organisationen erhobene Forderung nach Ausgliederung der Molaren-Endodontie aus dem Leistungskatalog der GKV wird sich dauerhaft nur zurückweisen lassen, wenn die Honorarsi­tuation verbessert wird. Begehrlichkeiten bezüglich einer Privatliquidation würden dadurch nicht aufgehoben, könnten aber wenigstens in die Ecke der Fragwürdigkeit gestellt werden.

Bei der vorenthaltenen Molaren-Endodontie handelt es sich um ein Problem der Unterversorgung weiter Bevölkerungskreise. Gleichzeitig gibt es in fast allen Bereichen der zahnärztlichen Behandlung ein Problem mit Überversorgung: Die Patienten erhalten Leistungen, die sie nicht benötigen, die sie in dem Umfang nicht benötigen oder die der individuellen Gesundheit sogar abträglich sind. In einigen Fällen kann versucht werden, dies mit der oben erwähnten Quersubventionierung von GKV-Leistungen zu rechtfertigen. Mit Blick auf das Ausmaß des Problems scheint dieser Versuch allerdings unangemessen.

Auf der diesjährigen Jahrestagung des DAZ soll das Problem der Über- und Fehlversorgung an einigen Beispielen aus der Kieferorthopädie dargestellt werden. Zum Thema „Gewinn-Maximierung in der Zahnmedizin am Beispiel der Kieferorthopädie: aggressives Marketing und ineffiziente Behandlung" wird Dr. Henning Madsen, Kieferorthopäde aus Ludwigshafen, sprechen. Dr. Madsen ist bereits mit einigen kritischen Publikationen zur Praxis der Kieferorthopädie in Deutschland hervorgetreten.

Zu der Jahrestagung, die gemeinsam von den Verbänden DAZ und Initiative Unabhängige Zahnärzte Berlin (IUZB) am 20.09.2014 in Berlin durchgeführt wird, sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Die Veranstaltung mit Dr. Madsen findet von 10.00-13.00 Uhr im Tagungshaus „Alte Feuerwache" statt – an der Diskussion wird sich auch der Berliner Kammerpräsident Dr. Wolfgang Schmiedel, wie Madsen Fachzahnarzt für Kieferorthopädie, beteiligen. Zahnärzte erhalten für die Teilnahme drei Fortbildungspunkte. Nähere Informationen anbei, unter www.daz-web.de und bei der DAZ-Geschäftsstelle (Adresse s.u.).

Dr. Celina Schätze, DAZ-Vorsitzende
Mail celina.schaetze@web.de

 
Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ)
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