Auf der gemeinsamen Frühjahrstagung des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde (DAZ) und der Vereinigung Demokratische Zahnmedizin e.V. (VDZM) am 15. Mai 2004 in Frankfurt am Main hat sich der amtierende Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Jürgen Fedderwitz, zum Thema: "Die Zukunft der Zahnheilkunde in der Gesetzlichen Krankenversicherung" positioniert.
Seine erklärte Absicht, trotz aller Kritik an der jüngsten Gesetzgebung auch weiterhin an der Gestaltung der Zahnheilkunde innerhalb der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verantwortlich mitzuarbeiten, nahmen die Teilnehmer der Veranstaltung positiv auf. Dieses Feld dürfe man im Interesse der Patienten und der Zahnärzte nicht Verordnungsgebern und Bürokraten überlassen, sagte Fedderwitz.
Kontrovers diskutiert wurden allerdings die Ziele, die dabei zu verfolgen seien. Fedderwitz vertrat die Ansicht, die "Limitierungen des Sachleistungssystems" böten den Zahnärzten keine Perspektive, sie sollten sich daher "nicht mehr von Sozialromantik leiten lassen". Wegen der Bevölkerungs-Entwicklung und "leerer Kassen" sei die "Rückführung der Solidarität" mit einer schrittweisen Herausführung der Zahnheilkunde aus der gesetzlichen Versicherung angesagt.
Niedergelassene Zahnärzte aus den Reihen der Veranstaltungsteilnehmer hielten kritisch dagegen. Die Einwände entzündeten sich ins insbesondere an der Äußerung des KZBV-Vorsitzenden, die Ausgliederung von zahnärztlichen Leistungen aus der solidarischen Finanzierung biete sich gerade wegen des "hohen Verhaltensrisikos" auf Seiten der Versicherten und der Vermeidbarkeit von Zahnkrankheiten durch gesundheitsbewusstes Verhalten an. Diese Darstellung – so die Gegenargumente aus dem Publikum – sei nur als einseitige Schuldzuweisung geeignet und werde den vielfachen sozialen, wirtschaftlichen und auch individuell-genetischen Ursachen der Zahn- und Zahnfleischerkrankungen nicht gerecht. Zahnkrankheiten sind Krankheiten. Sie sollten wie andere Erkrankungen des Organismus unabhängig vom Einkommen medizinisch behandelt werden.
Gerade angesichts hoher und zunehmender Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Schwäche sei die solidarische Leistungsversicherung für viele Menschen wichtiger denn je, so die Veranstaltungs-teilnehmer. Die meisten Diskutanten mochten Fedderwitz nicht folgen, der die KZVen tendenziell für "unnötig" erklärte, zumal es in Europa "ohnehin nichts Vergleichbares gebe".
Fedderwitz erklärte sich als Mitglied des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte ausdrücklich in Übereinstimmung mit dessen Zielsetzung, fast alle Behandlungsleistungen für über 18-Jährige aus der GKV auszugrenzen. Die Teilnehmer der Frankfurter Veranstaltung äußerten deutliche Zweifel daran, ob er damit wirklich die Meinung der großen Mehrheit der Zahnärzte seines Verbandes wie auch der gesamten Zahnärzteschaft wiedergebe. VDZM und DAZ setzen sich aus sozialen wie auch aus ökonomischen Erwägungen heraus dafür ein, eine ordentliche Absicherung der zahnmedizinischen Versorgung für die Patienten zu erhalten.
V.i.S.d.P.: Dr. Kristina Schwigon, Vorsitzende der VDZM
Dr. Eberhard Riedel, Vorsitzender des DAZ