Die Zahnärzteverbände Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ) und Vereinigung Demokratische Zahnmedizin (VDZM) wollen sich bei ihrer Frühjahrstagung in Frankfurt am 30. April 2005 mit Reformnotwendigkeiten und -möglichkeiten im Bereich der gesundheitlichen Versorgung beschäftigen. Die letzte Gesundheitsreform hat nur eine kurze Atempause verschafft. In sehr vielen Bereichen besteht nach wie vor dringender Veränderungsbedarf – dies fängt, wie in diesen Tagen vom Wissenschaftsrat für die Zahnmedizin an deutschen Hochschulen festgestellt, bereits bei der Ausbildung der späteren Behandler an. Als profilierten Kritiker des bestehenden Medizinbetriebes haben DAZ und VDZM den Arzt Dr. Ellis Huber eingeladen. Er war jahrelang Präsident der Berliner Ärztekammer und steht inzwischen der Securvita Betriebskrankenkasse vor.
Bisher, so Dr. Huber, spielt im Gesundheitswesen das "Geschäft mit der Krankheit" eine zu große Rolle. Nach Art einer Krebszellenökonomie ist es für bestimmte Akteure des Systems durchaus profitabel, Leistungen zu erbringen und Produkte auf den Markt zu bringen, die nicht indiziert sind, die nicht zweckdienlich sind, die eine Über- oder Unterversorgung darstellen und dem einzelnen Patienten und/oder der Versichertengemeinschaft schaden, während Anreize für gewissenhaftes Arbeiten und sparsames Handeln eher selten sind. Inzwischen deutet sich allerdings nach Huber "eine stille Revolution" im deutschen Gesundheitswesen an, die zu einer Modernisierung des gesellschaftlichen Umgangs mit Gesundheit und Krankheit und zu einer Reanimation der solidarischen Krankenversicherung führen kann. Als wichtiges Instrument dieses Veränderungsprozesses betrachtet Huber die integrierte Versorgung.
Es wird interessant sein zu erproben, ob man mit ihr den allseits spürbaren Kommerzialisierungstendenzen entgegenwirken und eine neue Kultur des Heilens und der Verantwortlichkeit entwickeln kann. Dergleichen wird nicht, so die Erfahrung im DAZ, durch noch mehr Gesetze und noch mehr Bürokratie erreicht werden. Vielmehr brauchen die Akteure des Systems Gestaltungsspielräume. Im DAZ setzt man auf Regulationsprozesse in Gruppen, die sich freiwillig zusammenschließen und freiwillig auf bestimmte Qualitäts-Grundsätze verpflichten, deren Überprüfung sie allerdings nicht scheuen.
Im Anschluss an den Austausch mit Dr. Huber wird – als ein Projekt, das einige der Reform-Gedanken umzusetzen versucht – kurz das Qualitätssicherungsprojekt des DAZ vorgestellt. Am Nachmittag folgt eine Fortbildungsveranstaltung mit dem niedergelassenen Zahnarzt Dr. Winfried Zeppenfeld über moderne Adhäsivtherapien, ihre zahnerhaltenden und ästhetischen Möglichkeiten. Für die Veranstaltung werden Fortbildungspunkte nach den Vorgaben von BZÄK und DGZMK vergeben. Alle gesundheitspolitisch und fachlich Interessierten sind herzlich zu der Frühjahrstagung eingeladen. Weitere Informationen erhalten Sie bei der
DAZ-Geschäftsstelle
Irmgard Berger-Orsag